Nachtzug mit Baby: Im Treno Notte nach Bari

Von Olten bis nach Bari an der Adria – mit dem Schnellzug und dem Nachtzug. Und unserem Baby. Wie das ging, erfährt ihr hier.

Nachtzug mit Baby: Im Treno Notte nach Bari
Breite Betten im Intercity Notte

Wir sind aktuell auf Slow-Travel-Reise durch Europa. Von Amsterdam via Deutschland in die Schweiz; dann nach Süditalien, weiter mit (Nacht-)Fähren nach Montenegro und Kroatien, führt uns unsere Reise durch die Slowakei und von dort zurück in die Niederlanden. Das Besondere: Wir reisen mit unserem knapp drei Monate alten Sohn.

Während uns unsere eigenen Eltern davon abgeraten haben (zu stressig, zu heiss, zu gefährlich, usw.), ermutigten uns ausnahmslos alle Bekannten mit eigenen Kindern, es zu tun. Nun sei die beste Zeit dafür, später werde es nur noch komplizierter (bis es dann irgendwann wieder einfacher werde.)

Ergab in unseren Ohren erst einmal Sinn: Der Kleine hat ja primär nicht viel mehr nötig als Liebe, Essen (was wir immer gratis dabei haben) und ab und an eine trockene Windel. Gerade das Reisen in Nachtzügen eschien uns passend – schliesslich wird da primär geschlafen, und das sanfte Ruckeln des Zuges tut das seine.

Ein Bild eines Frecciargentos, beinahe keine Menschen im Wagen
Anreise im (praktisch leeren) EC von Olten nach Milano

Die Anreise via Deutschland (ICE mit Umstieg in Frankfurt) und der Schweiz (Direktzug von Olten nach Milano) verlief relativ gut. Klar: Mehrere Stunden in einem gut gefüllten Zug bedeuten viele Eindrücke für ein Baby. Unserem Sohn fiel es deshalb merklich schwer, in Schlaf zu fallen. Deswegen haben wir ihn besonders gegen Schluss der Reise in unser Tragetuch genommen und sind mit ihm durch den Zug spaziert – wirkt besser als jede Schlaftablette (nicht dass wir so etwas gebrauchen würden...) Auch cool: in den meisten modernen Schnellzügen gibt es ein WC-Abteil mit Wickeltisch. Aber um normale Züge geht es hier ja eigentlich nicht, sondern um...

Ein Bild eines Nachtzug-Liegewagens im Bahnhof Mailand
Bezug des Intercity Notte 755 mit Enddestination Lecce

Nachtzüge! Für unser erstes Nachtzug-Abenteuer mit Sohnemann hatten wir uns die Verbindung von Mailand nach Bari ausgesucht. Wichtig war für uns, dass ein privates Abteil buchbar war, damit wir bei (allfälligen) Schreikrämpfen nicht anderen Passagieren zur Last fallen würden. Kinder reisen in der Regel gratis im Nachtzug wenn sie kein eigenes Bett benötigen. Da unser Sohn aktuell ohnehin noch in unserem Bett schläft, erübrigt sich das. Ausserdem haben wir eine Art Mini-Wurfzelt mit Matratze dabei. Es hätte neben dem Bett im Abteil knapp Platz. Tipp: So eine Matratze lässt sich übrigens auch sehr gut auf den Tischchen in den Schnellzügen platzieren – ergonomisch, wenn Junior zwischendurch auch mal etwas liegen kann.

Den Schnellzug von Olten nach Milano und den Nachtzug nach Bari haben wir im Shop von nightride.com gebucht. Totalkosten für beide Verbindungen: Knapp 410 Euro. Gereist sind wir damit in einem privaten 2er-Abteil Schlafwagen (bei Trenitalia heisst das etwas umständlich «Vagone Letto Relax Doppia - Cabina Intera», siehe unsere Übersetzungshilfe.) Diese Abteile befinden sich in den Wägen, die aussen mit «Deluxe» beschriftet sind. Die Liegewagen hingegen werden unter «Comfort» geführt, die Sitzwagen unter «Base».

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Abends um 21:30 empfängt uns der Nachtzug in Milano Centrale. Ein freundlicher Steward hilft uns beim Beziehen des Abteils. Ticketkontrolle, keine ewig langen Erläuterungen, nur die einzige wichtige Frage: Caffè o tè? Fürs Frühstück. Eine gewisse Vorfreude macht sich breit.

Als erstes ins Auge stechen die grosszügigen vier Flaschen Wasser, zweimal mit und zweimal ohne. Dazu gibt es einen Goodiebag mit Utensilien wie Schlafmasken und sogar Zahnbürsten.

Im Goodiebag befindet sich eine weisse Schlafmaske
Sieht stylisch aus, doch lässt sie auch wirklich kein Licht durch?
Zahnpasta wird auf eine Zahnbürste im Nachtzug aufgetragen
Auch eine Zahnbürste aus Holz und «biologische» Zahnpasta wird abgegeben

Für uns ist es das erste Mal Nachtzug in Italien, und wir sind positiv überrascht über die – sicher in die Jahre gekommenen – aber gut aufbereitenen und einladenden Schlafabteile.

Blick auf das Waschbecken des Nachtzug-Abteils
Das Abteil mutet einigermassen modern an

Auch erfreut sind wir über die geräumigen Betten, die bereits bezogen sind. Darauf hat Junior neben einem Elternteil gut Platz. Wichtig zu erwähnen an dieser Stelle: Man sollte das Schlafen mit Kind im selben Bett bereits kennen und die dafür nötigen Sicherheitsvorkehrungen ebenfalls (u.a. keine Decke in Kopfnähe, Stillen als Haupternährungsart, kein Alkohol- oder Drogenkonsum.) Wenn das Baby an der Wandseite zu liegen kommt, besteht auch keine Gefahr, dass es rausfallen könnte.

Ein Baby liegt auf einem Nachtzug-Bett
Schlaf gut!

Für unseren Sohn fühlt sich die Nacht im Zug wohl gleich an wie alle anderen. Er wirkt jedenfalls nicht aussergewöhnlich unruhig oder dergleichen. Auch wir schlafen ziemlich gut. Um etwa 6 Uhr 30 geht unser natürlicher Wecker los und wir öffnen die Augen. Draussen ist es bereits hell, die Sonne ist gerade aufgegangen. Ab und zu blitzt an der linken Seite des Zuges (leider nicht auf der unseren) die blaue Adria auf.

Wenig später serviert der Steward das lange ersehnte Frühstück, beziehungsweise den lang ersehnten Espresso. Ersteres besteht aus fertig verpackten Snacks inklusive Marmelade, letzterer ist europaweit wohl einzigartig. Denn er wird (noch) aus einer echten Siebträgermaschine gezogen und schmeckt dementsprechend richtig italienisch. Okay, Timo ist ein Kaffeesnob und er hört jetzt auf damit.

Verschiedene Frühstücksartikel in Plastik verpackt, inkl. Espresso
Das Fertig-Frühstück
Ein Espresso mit hellbraunem Schaum
So muss es sein!
Eine Siebträgermaschine im Nachtzug
Die Herkunft ist schnell geklärt

Um 7 Uhr 40 erreichen wir pünktlich Bari Centrale. Im Bahnhofscafé gönnen wir uns noch einen Cappuccino (es ist schliesslich noch nicht 11 Uhr) und gehen auf die Suche nach unserem Mietauto, das uns durch die – mit ÖV leider schlecht ausgestattete – apulische Landschaft bringen wird.

Der Bahnhof Bari mit dem Nachtzug Intercity Notte
Ankunft pünktlich um 07:40 in Bari

Unser Fazit zur ersten Nacht im Zug mit Kind: eine tolle Erfahrung, die wir allen empfehlen können. Besonders in italienischen Nachtzügen (und das liegt nicht nur am Espresso...)