«Mini Cabins wird es nicht geben»

Nachtzug-Projektleiter Robér Bormann verrät spannende Details zum neuen Nachtzug nach Malmö.

«Mini Cabins wird es nicht geben»
Robér Bormann in einem Nachtzug (© SBB CFF FFS)

Wir hatten kürzlich die Gelegenheit Robér Bormann, Projektleiter Nachtverkehr bei der SBB, Fragen zum neuen Nachtzug von Basel nach Malmö zu stellen. Im exklusiven Interview verrät der Nachtzug-Profi, welches Rollmaterial verwendet werden soll, wieso der Bistrowagen nur bis zur dänischen Grenze mitfährt, und ab wann man Tickets kaufen kann.

Keine Zeit? Zusammengefasst haben wir die wichtigsten Informationen auch in unserer Übersicht.

Können Sie bereits etwas zum Fahrplan des geplanten Euronight «Aurora» nach Malmö sagen? Drei Mal pro Woche soll der Zug fahren, das geht aus einer Medienmitteilung des BAV hervor.

Ja, der Zug verkehrt ab dem 15. April 2026 drei Mal pro Woche. Das bedeutet, der Zug fährt jeweils mittwochs, freitags und sonntags von Basel SBB in Richtung Malmö und fährt von Malmö jeweils donnerstags, samstags und montags nach Basel SBB. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wird das Rollmaterial gewartet.

Stimmt die These also, dass frei werdendes Rollmaterial der Strecke Zürich – Amsterdam eingesetzt werden soll?

Ja, das ist korrekt, zumindest was die Liegewagen betrifft. Die Fahrzeuge, die aktuell zwischen Zürich und Amsterdam verkehren, verkehren seit Ende letzten Jahres stabil und ohne Ausfälle. Die Wagen gehen jetzt in die grosse Revision – dabei werden Reparaturen sowie kleinere Auffrischungen vorgenommen. Zudem werden Schlafwagen eingesetzt, die bereits für Dänemark zugelassen sind (und auch teilweise auf der Strecke Zürich –Amsterdam zum Einsatz kamen, Anmerkung der Red.). Die Schlafwagen, die derzeit auf der Amsterdam-Strecke fahren, könnten eventuell später ebenfalls noch zugelassen werden. Die Bedingungen dafür sind in Dänemark aufgrund der langen Brücken und Tunnels über den Grossen Belt und den Öresund vergleichsweise streng. Die Zulassungsverfahren, insbesondere für älteres Rollmaterial, sind daher zeit- und ressourcenintensiv und im Ergebnis ist nicht sicher, ob die Zulassung am Ende auch gelingt.

Wann wird abgefahren und wann kommt der Zug in Malmö an?

Im Regelfahrplan ist die Abfahrt in Basel SBB um 17.35 Uhr. In Malmö trifft der Zug am nächsten Morgen um 09.35 Uhr ein. In der Gegenrichtung fährt der Zug in Malmö um 18.57 Uhr ab und trifft am nächsten Morgen um 11.30 Uhr in Basel SBB ein. Es gibt unterjährig aber auch Bauphasen, in denen der Fahrplan etwas anders ist. Die geänderten Fahrzeiten sind – soweit bekannt – bereits im Online-Fahrplan eingearbeitet oder werden rechtzeitig kommuniziert.

Unsere deutschen Leser*innen interessieren vor allem die Halte in Deutschland. Gibt es da bereits Pläne? Welche Stopps sind realistisch, welche sind noch offen?

Geplant sind Stopps in Basel Bad Bf, Freiburg (Brsg), Karlsruhe, Mannheim und Frankfurt Süd. Früh morgens hält der Zug in Hamburg Hbf – dort gibt es einen Personalwechsel und eine Pause für das Lokpersonal. Zudem werden dort die Frühstücksbrötchen geliefert. Danach folgen Padborg (Halt aufgrund des nötigen Lokwechsels und des Grenzübergangs), Kolding (wichtige Anbindung für Nordjütland), Odense, dann geht es über den Grossen Belt nach Høje Taastrup (S-Bahn-Anschluss ins Stadtzentrum), zum Flughafenbahnhof Kopenhagen, wo es Anschlüsse mit der Metro und den Øresundståg nach København H gibt. Der Endhalt ist dann in Malmö C.

Der Zug soll also nicht in Kopenhagen Hauptbahnhof halten. Was sind die Gründe dafür?

Ein Halt in Kopenhagen Hbf würde die Fahrzeiten um mindestens 50 Minuten verlängern, weil dort zusätzlich die Fahrtrichtung gewechselt werden müsste. Da in Kopenhagen keine geeignete Abstellmöglichkeit für den Zug vorhanden ist, wurden die logistischen Abläufe auf Malmö ausgelegt. Deswegen ist ein Halt in København H aktuell nicht vorgesehen. Der Hauptbahnhof ist ab Høje Taastrup oder Københavns Lufthavn in rund 15 Minuten mit der S-Bahn, die in regelmässigem Takt verkehrt, angebunden.

Wie wird so ein Zug aussehen? Welche Komfort-Kategorien gibt es?

Geplant ist ein Zug mit maximal neun Wagen: Zwei Sitzwagen, zwei Liegewagen und zwei Schlafwagen – ergänzt um weitere Wagen je nach Nachfrage. Zusätzlich gibt es einen Bistrowagen, was durch die Länge der Strecke und das Fahrplankonzept gerechtfertigt ist. In herkömmlichen Nachtzügen ergibt ein Bistro aufgrund der meist späten Abfahrten und frühen Ankünfte meistens wenig Sinn, hier aber schon. Der Bistrowagen wird allerdings nur bis zur dänischen Grenze fahren, da er für Dänemark derzeit noch nicht zugelassen ist. Frühstück gibt es im Liege- und Schlafwagen.

Sie haben vorhin von optischen Auffrischungen gesprochen, bleibt es dabei? Oder gibt es neu auch sowas wie Mini Cabins?

(lacht) Nein, Mini Cabins wird es nicht geben. Der Fokus liegt auf einem Refurbishment: neue Polster, Teppiche, Farben und Vorhänge, wo es notwendig ist. Es sind keine strukturellen Umbauten geplant, aber eine kleine Auffrischung ist notwendig. Bei den Liegewagen wird es 4er- und 6er-Abteile geben, auch als Privatabteile buchbar. Die Schlafwagen bieten 1er-, 2er- und 3er-Abteile mit Lavabo. Es gibt pro Schlafwagen neben den WCs im Gang auch jeweils eine Dusche.

Sagen wir, ich plane eine Fahrradtour durch Südschweden. Werde ich mein Velo mitnehmen können?

Aktuell leider nicht. Es ist momentan kein Rollmaterial mit Fahrradstellplätzen verfügbar, das in Dänemark zugelassen ist. Und für nachträglich umgebaute oder ältere Fahrzeuge ist das Zulassungsprozedere sehr aufwendig. Wir suchen aber weiter nach Möglichkeiten, die Fahrradmitnahme in Zukunft anbieten zu können.

Start ist im April – ist das weiterhin realistisch?

Ja, der Start im April ist realistisch und weiterhin geplant.Für die Einführung und den Betrieb dieses Zuges ist jedoch eine finanzielle Unterstützung durch den Bund erforderlich – bis 2026 und darüber hinaus. Aktuell sieht der Bund im Rahmen des CO2-Gesetzes rund 47 Mio. CHF bis 2030 vor. Die Budgets müssen noch vom Parlament freigegeben werden. Sollte der Zug aufgrund eines negativen Finanzierungsentscheids nicht verkehren,würden bereits gebuchte Tickets vollständig erstattet; Reisende würden frühzeitig informiert und erhalten Unterstützung bei der Umbuchung auf Alternativen.

Ab wann kann man Fahrkarten kaufen?

Der Verkauf für den Euronight von Basel SBB nach Kopenhagen und Malmö startet voraussichtlich im Verlauf des 4. Novembers 2025 in der App SBB Mobile, auf sbb.ch und in den Reisezentren der SBB.

Weiss man bereits etwas zu den Preisen?

Die Billettpreise sind vergleichbar mit den bestehenden Nachtzugsverbindungen ab der Schweiz. Der effektive Preis variiert in Abhängigkeit der Erstattungskonditionen sowie der Auslastung des Zuges in der entsprechenden Komfortkategorie.

Dass eine Fahrt mit dem neuen Nachtzug nach Malmö den Bund 30’000 Franken an Subventionen kostet, hat zu medialen Diskussionen geführt. Können Sie das einordnen?

Nachtzüge sind beliebt bei den Reisenden und sind eine klimafreundliche Alternative zu Flügen und Reisen mit dem Auto. Sie sind jedoch nicht rentabel. Grund dafür sind die hohen Kosten, die u.a. durch Rollmaterial und Trassengebühren und Personal entstehen, nur schon durch die langen Laufwege. Dies gilt auch für den geplanten Nachtzug nach Kopenhagen und Malmö. Der Bahnstrompreis in Deutschland ist beispielsweise dreimal so hoch wie in der Schweiz. Der Förderbedarf ergibt sich aus der Differenz zwischen betrieblichem Aufwand und möglichen Einnahmen.


Robér Bormann ist bei der SBB als Projektleiter Nachtverkehr tätig. Das Bahngeschäft im internationalen Personenverkehr – besonders jenes mit Nacht- und Autoreisezügen – hat er in den letzten 25 Jahren in verschiedenen Positionen von der Pike auf erlernt und gestaltet es seit vielen Jahren aktiv mit. Er ist eidg. diplomierter Manager öffentlicher Verkehr und beendet gerade sein berufsbegleitendes Masterstudium im Fach Europäische Bahnsysteme.