Dynamische Preise verfestigen sich – und bleiben hoch
Zwei Wochen nach dem Wechsel zu Dynamic Pricing bei den ÖBB bestätigt sich der Trend zu happigen Preiserhöhungen bei den Schlafwagen – mit wenigen Ausnahmen.
Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von night-ride.ch, der Vorgängerwebsite von nightride.com, übernommen.
Etwas mehr als zwei Wochen ist es nun her, dass die ÖBB ihr Preissystem für Nachtzüge komplett umgekrempelt hat. Sie setzen fortan auf «dynamic pricing», das heisst: Die Preise sind flexibel, die Nachfrage bestimmt die Höhe.
Nur: Was «Nachfrage» genau heisst und wie das System funktioniert, ist immer noch nicht wirklich klar. Transparenz dazu gibt es keine. Einzig hiess es gegenüber dem österreichischen Standard und anderen Medien, die Preise seien durch die vielen Anfragen kurzzeitig «hochgeschossen». Das System werde nun kalibriert und es sei «in den nächsten Tagen» mit «deutlich günstigeren» Angeboten zu rechen. Zwei Wochen nach dieser Verlautbarung hat night-ride.ch den Check gemacht und stellt fest: Das stimmt nur bedingt.
Während sich die Preise über sämtliche Reisekategorien tatsächlich etwas mässigten, bleiben sie vor allem in den Schlafwagen hoch. Die Aufschläge bewegen sich zwischen rund 15 (2er Economy) und 115 Prozent (1er Deluxe). Einzig der 3er Economy wird mit minus 6 Prozent etwas günstiger (da es sich nur um eine Stichprobe handelt, würde ich dies aber als «keine wirkliche Veränderung» bezeichnen).
Die folgende Grafik gibt eine umfassende Übersicht. Einerseits klar ist: Die Preisspannen werden viel grösser. Die Spannen vor dem Regimewechsel sind durch die unterschiedlichen Strecken begründet (so gibt es beispielsweise zwei Strecken für das Abteil «Mini Cabin», nämlich zwischen Hamburg und Wien bzw. Hamburg und Innsbruck, deswegen die vormalige Spanne zwischen 158 und 161 Euro).
Während die Preise in den Schlafwagen steigen und aus meiner Sicht in den letzten Wochen auch nicht «deutlich günstiger» wurden, gibt es bei den Liege- und Sitzwagen (inklusive Mini Cabins) tatsächlich eine Vergünstigung, die in der Zeit seit dem Wechsel noch prägnanter wurde. Beispielsweise wurden 6er-Liegewagen-Abteile im Schnitt rund 30 Prozent günstiger.
Zu erwähnen bleibt, dass ich in dieser Auswertung wieder nur die semi-flexiblen Preise der «Sparschiene Komfort» angeschaut habe, die es auch vorher bereits gab (auf night-ride.ch als «Normalpreis» ausgezeichnet).
Doch wie «dynamisch» sind die Preise denn eigentlich? Das heisst, wie häufig wechseln sie? Ich habe mir für den NJ 490 mal ein paar Verbindungen für die Abteilart «Mini Cabin» angeschaut. Eine eher in der Ferne, am 10. Februar 2024:
Hier zeigt sich die Preisänderung mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember. Am 12. Dezember bzw. 13. Dezember gab es für den flexiblen und halbflexiblen Preis (Flexpreis bzw. Normalpreis) eine Preiserhöhung, die kurz darauf wieder rückgängig gemacht wurde. Bis zum 17. Dezember sank der Normal- sowie Sparpreis, dann stieg er wieder und verfestigte sich seit dann auf diesem Niveau.
Für die Abfahrt am 10.1.2024 sieht es ein bisschen anders aus:
Hier sind die Preise seit Einführung des neuen Regimes kontinuierlich gesunken.
Dies sind nur zwei Beispiele, aus denen man aktuell keine Muster lesen kann. Ausser vielleicht, dass die Preise in den Tagen seit Einführung der dynamischen Preise zwischen drei und fünf Mal angepasst wurden. Weitere Auswertungen werden hier sicherlich noch mehr Klarheit bringen, doch dafür müssen zuerst mehr Daten gesammelt werden.